Sonntag, 25. November 2012

Letters

Love is like a letter wrote and life is like an envelope. You can choose who give it to but you can't choose who will give it to you. 
(Letters - Matt Corby)


Ich hatte ganz vergessen, dass ich ja noch meinen ersten Rundbrief hier veroeffentlichen wollte. 
Meine Eltern meinen zwar, dass er keine deutsche Grammatik besitzt und kein richtiger Bericht ist, da sage ich es soll kein Bericht sein. Ich sage, es ist ein Niederschrieb meiner Gedanken und poste ihn erst recht!  


„... because we’re more alike than we are different“

Mein Projekt, meine Arbeit, exemplarisch einen Menschen aus meinem Projekt...

Von Deutschland aus habe ich mir wohl nicht wirklich viele Gedanken gemacht, wie mein Jahr hier startet und was ich alles erwartet, was ich zu tun haben werde, wie die Menschen hier so sind und wie ich mich hier eingliedern kann. Ich wollte alles auf mich zukommen lassen und einfach die Erfahrungen machen, anstatt sie mir vorher auszudenken und dann enttäuscht zu werden.
Allerdings wurde mir vorher schon einiges, das essenzielle vorher in einem Skype Gespräch verraten, also ganz grob über meine Arbeit und meine Wohnsituation.
So war für mich von Anfang an klar, dass ich sehr viel arbeiten muss, ungefähr 13 Stunden und das in einem Bereich, in dem ich vorher noch keine Erfahrungen gesammelt habe.  Man kann schon sagen, dass ich einen riesen Bammel davor hatte in etwas völlig neues hineinzuspringen.
Doch, das weiß man ja, ins kalte Wasser zu springen geht immer noch am besten mit „Augen zu und durch“, bzw. schmerzvoll.

So kam ich also nach Iowa zum Camp Courageous. 


Ein Camp für Menschen mit Behinderung, oder wie es im Englischen so schön heißt für „Individuals with special needs“.
Die ersten Wochen waren hart. Ohne Training, also ohne jegliche Einweisung in meine Arbeit bin ich in die Gruppen von Campern gegangen um mit ihnen zu arbeiten. Das Training für die anderen Mitarbeiter fand leider 2 Wochen vor meiner Ankunft hier statt, was ich auch ein bisschen bemaenglie, aber manchmal geht vieles unter mitten im Betrieb.


Der Arbeitsablauf ist also so:
7:30 Arbeitsbeginn. Die Camper fertig und startbereit fuer den aufregenden Tag machen. Nach dem Fruehstueck gibt es Aktivitäten. Nach dem Mittagessen dann eine Pause, außer, wenn man „Cabin Duty“ hat. Dann geht es weiter mit Aktivitäten bis um 9. Vor dem Feierabend dann die Camper bettfertig machen. Körperliche Pflege, von Inkontinenzmitteln bis zur jeglichen Eigenständigkeit ist immer alles dabei.
Ich habe viel gelernt über den menschlichen Körper gelernt, in jeglichen Bereichten. Zum Beispiel auch, was Anfälle, sei es Epilepsie oder anderes, angeht und Medizin (die ich allerdings nur in Englisch jetzt kenne).

Es klingt nach einer sehr anstrengenden Arbeit. Körperpflege bei anderen Menschen ist eine Herausforderung, dazu nur wenig Pausen und auch Nachtschichten.

Doch was uns Counselors vor allem das ganze gar nicht so richtig bemerken lässt ist das Aussergewoehnliche am Camp Courageous und das was das Projekt zum dem perfekten für mich macht. Es ist eine Tatsache, dass fast alles was wir tun Spaß macht. Nicht nur das Arbeiten mit den anderen Counselorn, sondern auch die Zusammenarbeit mit dem Campern ist das entscheidende.
Denn wer kann schon von sich behaupten so viele wunderbare Menschen kennenlernen zu dürfen und die Woche über reiten, schwimmen, wandern, Tiere füttern, Rad fahren, Bogen schießen, Kanu fahren und vieles, vieles mehr zu machen. Das alles während man Jogginghosen trägt und ständig die Zuneigung gezeigt bekommt. Ab und zu das groesste Lächeln zu sehen bekommt, weil nicht nur der Counselor stolz auf den Camper ist, sondern der Camper selbst.

Gerade deshalb arbeite ich so gerne hier mit meinen Campern mit all den anderen Mitarbeitern und mit meinen Chefs, die auch mal mitkommen in eine Bar um etwas zu feiern.




Aber auch weil es ein wunderbarer Ort ist. Mitten im Nirgendwo, wo der Mais verschwindet und man sich dann noch einsamer fühlt...
Man braucht aber nichts drum herum. Die Camper lieben es. Für die meisten ist  diese eine Woche Camp das einzig andere was sie das ganze Jahr über machen. Die eine Woche Ferien im Jahr.
So ist es kein Wunder, dass man bei manchen Campern das Phänomen betrachtet, dass in den Akten steht, dass sie große Verhaltensauffälligkeiten haben, aber wir davon in der Woche nichts bemerken, weil es ihnen so sehr hier gefällt. Hier werden die Camper ernst genommen und sollten immer an erster Stelle stehen.
Es ist jede Woche anders und immer wieder aufregend. Nicht zuletzt, weil in jeder Saison andere Alterstufen vertreten sind. Im Frühling, Winter und Herbst, der jetzt zu Ende geht, sind es erwachsene Camper. Im Sommer dann Kinder und das meist nur für höchstens drei Tage.

Um diesen kleinen ersten Bericht über meine Arbeit hier und mein Leben vollständig zu machen, fehlt ein kleines Portrait/ Erzählung,/Wasauchimmer von einer Person in meinem Projekt. Ich dachte mir, ich wähle dafür eine Person, die schon lange dabei ist und einfach das Camp verkörpert.
Das einzige Problem ist, dass es nicht nur eine dieser Personen hier ist, sondern nahezu alle. Jeder einzelne der hier arbeitet tut es die meiste Zeit sehr gerne und mit Herzblut. Fast jeder sagt, er würde gerne wiederkommen. Niemand möchte jetzt am Ende das Camp verlassen, na klar Ausnahmen gibt es überall.
Was mich jedoch am meisten beeindruckt sind die Leute die schon ein halbes Leben hier sind. Mehr als 5 Sommer, bzw. auch volle Jahre hat eine Mitarbeiterin hier verbracht. Heather W. verlässt im Dezember entgueltig das Camp, weil sie heiratet und langsam sich daran gewöhnen muss einen (wie wir sagen) richtigen Job zu haben und in einer Wohnung mit ihrem Mann zu wohnen und das nicht nur am Wochenende. Sie liebt einfach das Arbeiten mit den Campern, dem Staff und allem was es hier gibt.
Camp war ihr zu Hause und wird es glaub ich auch für immer ein kleines bisschen bleiben.

Dann sind da noch, die, die hier nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen. Ihre Häuser stehen auf dem Camp Gelände. Die beiden Director Jeanne M. und Stephen F., die beide hier mit ihren Ehepartnern leben.
Das Faszinierende ist, dass Jeanne hier schon seit über 20 Jahren arbeitet. Angefangen, genauso wie Stephen,  als einfache Counselor wie ich.
Jeanne blieb dabei und wurde zum zweit höchsten Chef. Sie musste aber so viel arbeiten und forderte, da Familie auch noch da war, einen ungefähr gleichgestellten Mitarbeiter und mehrere Abteilungen.
Nach ein paar Jahren Pause für sie, weil ihre Forderungen nicht erfüllt wurden wurde sie gebeten wieder zu kommen und sie beförderte Stephen und andere in deren Jobs.
Wenn es Probleme gibt mit Campern, die wir alleine nicht lösen können, wird einer von den Beiden gerufen. Dann ist es wundervoll zu sehen, wie ihre Ausstrahlung wirkt. Schon die Anwesenheit von Jeanne wirkt beruhigend und deeskalierend von Jeanne, ich durfte das auch schon miterleben. 


Von vielen Menschen hier kann ich und auch jeder andere noch vieles lernen über sich und den Umgang mit anderen Menschen, egal ob sie behindert sind, oder nicht.

Christine Mues
Freiwillige im Camp Couragerous of Iowa
2012/2013



Wie schon gesagt, es ist nur ein Auszug und Fragen beantworte ich gerne. 
Am einfachsten zu stellen sind die immernoch ueber Skype und ich hab jetzt auch mehr Zeit.
(christinemues ist mein Skypename, bei Interesse) 

Gruesse 
-  Christine <3

Thank You.

And I want to thank you for giving me the best day of my life. Oh, just to be with you is having the best day of my life.  
(Thank You - Dido)

Der 22. November dieses Jahr war der Tag an dem alle Amerikaner dankbar sein sollen. Thanksgiving! 
Da ich und ein paar meiner Freunde hier ein Weilchen entfernt von zu Hause wohnen wurden wir von unserem Freund zu sich und seiner Familie zum Essen eingeladen. 
Sollte also mein erstes original amerikanisches Thanksgiving in Amerika werden. Und als extra Leckerbissen fuer mich hatte sich auch eine deutsche Oma von meinem Freund angekuendigt. 
So hatten wir nach dem Mittwoch Nachmittag bis zum Sonntag frei und haben am Mittwoch Abend etwas kleines vorbereitet um zum Essen etwas beizusteuern. 

Das essen war wundervoll. Zwar bei Hy Vee bestellt aber trotzdem richtig gut. Nach fast 3 Monaten Camp-Essen ist es auch ziemlich einfach uns zu beeindrucken. Ich kann euch aber leider nicht aus eigener Erfahrung sagen, wie der Truthahn war, aber laut allen anderen genauso gut wie der Rest. 

Dieser Feiertag hat sich ein bisschen angefuehlt wie bei mir zu Hause, wenn irgendein Geburtstag ansteht. Ganz viele aus der Familie kommen, ob angekuendigt oder nicht und der Hauptbestandtteil des Festes besteht aus Essen. Wir "Kinder" hatten einen eigenen Tisch, wobei nur ich laut Gesetz noch ein Kind bin.
Wegen meiner guten Manieren hab ich etwas kleiner aus meinem Kehrpaket gebracht (I love Milka - Herzen). Als die deutsche Omi die Pakung sah musste sie sie wohl wiedererkennen und fragte von wem die seien. 
Leider ist die gute Frau etwas schwerhoerig (weswegen ich auch nicht gross mit ihr reden konnte) und so hoerte man die Erklaerung der Mutter "It's from that little german girl" durch das ganze, wie ein Puppenhaus eingerichtete pinke Haus (ein Traum). 

Jedenfalls war ich sehr dankbar, dass wir dort eingeladen waren und so herzlich behandelt wurden. Es ist immer wieder erfrischend, wenn man nicht nur mit Leuten aus dem Camp zusammen ist, denn es kommt immer wieder aufs gleiche Thema hinaus. 
Das ist wie wenn man mit seinen Schulfreunden nicht ueber die Schule reden will, irgendwie kommt man wieder darauf zureuck. 

Was in Amerika wie Salz in die Supper gehoert ist Black Friday Shopping nach Thanksgiving. 
Allein aus Langeweile und Ratlosigkeit was man sonst mit unseren vielen freine Tagen machen kann beschlossen wir uns auch ins Getuemmel zu werfen. 

Etwas spaeter als geplant sind wir losgefahren und kamen nach einigen Schwierigkeiten eine Filiale der Bank of America zu finden (die aber gar nicht mehr existiert) haben wir dann auch durchgestartet. 
Lange haben wir es jedoch nicht ausgehalten und haben nach Best Buy, Target und Walmart, mit unzaehligen DvDs bei einer und bei einer anderen Schlafanzuegen (bei mir nichts), schlapp gemacht. Nach einem ausgiebigen spaeten Lunch sind wir wieder zurueck zum Camp und haben uns mit Serien vom Schlafen abgehalten...

Das war also mein erster richtig gefeierter Feiertag in den USA, davon gibts ja nicht gerade wenige. 

Am Montag muessen wir dann wieder ran an die Arbeit. Aber wir drei Freiwillingen starten mit etwas sehr angenehmen. Wir duerfen die grosse Lodge fuer die Holiday Parties decorieren. Das heisst Weihnachtsdecorationen aufhaengen, dabei laut Musik hoeren. Dann ist die Woche nicht so schlimm. 

Viel Spass bei euren Vorbereitungen fuer Weihnachten, hier spielen schon alle verrueckt mit den Lichtern und Decorationen.

 

Samstag, 17. November 2012

Home

Settle down, it'll all be clear. Don't pay no mind to the demons they fill you with fear. The trouble it might drag you down. If you get lost, you can always be found

Just know you’re not alone 'cause I’m going to make this place [my] home.

Das Haus in dem der ganze Program Staff wohnt.
Nachdem ich jetzt eine Weile nicht mehr geschrieben habe, muss ich mich wohl bei einigen entschuldigen... 
Es war immer sehr Tumultreich und auch voller Arbeit und sozialen Verpflichtungen (die ich mir meist selbst auferlegt habe.. aber dann auch zu erfuellen waren).

Ich habe gesehen, mein letzter Post ist ueber mein Wochenende in Chicago. 
Nun wird es uerberraschend: ungefaehr vor 2 Wochen war ich wieder in Chicago, diesmal aber mit Campern als ein Wheeling Trip. 
 Alles ziemlich spontan, weil eine der Counselor aus gesundheitlichen Gruenden absagen musste und ich dann am Donnerstag Nachmittag gefragt wurde, ob ich nciht am Freitag mitkommen koennte. Natuerlich will ich, hatte aber dann keine Zeit mehr meine Skype, oder aehnliche Plaene fuers Wochenende abzusagen.

Wheeling Trip, das heisst jeder Counselor hat einen Camper, der im Rollstuhl ist und bleibt bei ihm die ganze Zeit, teilt ein Hotelzimmer und ist verantwortlich. 
Es war wundervoll, ziemlich kalt aber das hat man im Shedd Aquarium nicht gemerkt und im Zoo war so viel zu sehen, dass es nicht so schlimm war. Ich hatte also mit diesem Trip Zeit, die Dinge zu machen, die fuer mich alleine als Tourist zu teuer oder Zeitaufwaendig waeren. 
HInzu kommt, dass das dann wohl meine Probe war und ich beweisen konnte, dass ich auch auf andere Trips gehen darf. Und mir wurde gesagt, dass ich einen super Job gemacht hab. Yippie! 

Die ganze Truppe.
Bei der Delphin Show.

Kristina, meine Camperin mit ihrer neuen Pinguin Muetze vor dem Pinguin Fenster


Hier vor Nemo und seinen Freunden!



Jedenfalls werde ich versuchen auf mehrere Trips zu gehen. Die perfekte Moeglichkeit mehr von Amerika zu sehen, kostenlos! Dazu kommt, dass mich Rolo, der Trip Director, auch nicht bezahlen kann als Freiwillige, somit mich gerne mitnimmt.. traurig aber auch Glueck fuer mich. ;)

Das naechste Wochenende dann hab ich mich freiwillig gemeldet bei einer Spendenaktion zu helfen. In einer kleinen Mall hier in der Naehe fand "Walking and Wheeling" statt. Es wurden noch dringen welche gesucht, die mit Spielen aushelfen koennen. So ging ein weiterer Samstag vormittag nicht gut fuer meine Pflege mit der Heimat aus. 
Aber wir haben gutes getan und uber 4000 Dollar fuers Camp gesammelt. Danach noch ein Lunch spendiert bekommen. 
Den Abend davor wurde noch spontan entschlossen unsere Freunde von Americorps zu besuchen, die ihren Dienst absolviert haben und fast fertig sind mit ihrem Jahr. Der Hauptsitz ist in der Naehe, somit haben wir unseren Trip mit Shopping verbunden und bin nach der Spendenaktion gar nicht mehr zurueck sondern gleich weiter. 

Falls meine Erzaehlungen in diesem Blogpost jetzt etwas abstrakt wirken, wird es wohl daran liegen, dass ich vor 2 Wochen (direkt nach Chicago) and meinem Resume der ersten Zeit hier geschrieben habe und 5 Seiten zusammen bekommen habe. 
Wie man mich aber kennt habe ich nicht richtig aufgepasst als ich eine leere Seite loeschen wollte, und hab meinen Bericht geloescht. Das hat mich so sehr geaergert, dass ich dann erstmal eine Woche nicht mehr mit meinem Blog reden wollte. 

Nun hab ich aber meinen Streit beiseite gelegt, da ich auch meinen ersten Rundbrief fertiggestellt hatte. Um jetzt nicht nochmal alles neu zu schreiben, bitte verzeiht mir, werde ich ihn in meinem naechsten Post einfach "Copy/Paste" veroeffentlichen. 
Mein erster geschriebener Bericht war um einiges besser und emotional beruehrender... aber aus Fehlern lernt man, oder sollte es zumindest. 

Um jetzt nochmal kurz alle auf den neuesten Stand zu bringen:
Die vergangene Woche war die letzte mit Campern. Jetzt kommen erstmal, wenn uerberhaupt nur vereinzelt Gruppen von Campern, bis es Fruehling wird. 
Die naechsten Wochen werden gefuellt sein mit NORMALEN ARBEITSZEITEN und GENUG SCHLAF (ich werde von 8 am bis 4 pm nur arbeiten und frueh schlafen gehen!) in denen ich Work-Jobs verrichte. Also aufraeumen, putzen, wenn noetig Schnee schippen und andere Dinge, die zu machen sind. Was immer anfaellt und welche Ideen wir haben.


Trotz allem bin ich etwas betruebt ueber das Ende des Herbstes, da einige des Program Staff nun nicht mehr hier wohnen. Aber ich habs noch gut getroffen, da einer meiner engeren Freunde hier zwar ausziehen musste, aber immernoch hier in der Gegend wohnt und wir am Wochenende noch Zeit verbringen koennen.