(Letters - Matt Corby)
Ich hatte ganz vergessen, dass ich ja noch meinen ersten Rundbrief hier veroeffentlichen wollte.
Meine Eltern meinen zwar, dass er keine deutsche Grammatik besitzt und kein richtiger Bericht ist, da sage ich es soll kein Bericht sein. Ich sage, es ist ein Niederschrieb meiner Gedanken und poste ihn erst recht!
„...
because we’re more alike than we are different“
Mein Projekt, meine Arbeit, exemplarisch einen
Menschen aus meinem Projekt...
Von Deutschland aus habe ich mir wohl nicht wirklich viele Gedanken
gemacht, wie mein Jahr hier startet und was ich alles erwartet, was ich zu tun
haben werde, wie die Menschen hier so sind und wie ich mich hier eingliedern
kann. Ich wollte alles auf mich zukommen lassen und einfach die Erfahrungen
machen, anstatt sie mir vorher auszudenken und dann enttäuscht zu werden.
Allerdings wurde mir vorher schon einiges, das essenzielle vorher in einem
Skype Gespräch verraten, also ganz grob über meine Arbeit und meine
Wohnsituation.
So war für mich von Anfang an klar, dass ich sehr viel arbeiten muss,
ungefähr 13 Stunden und das in einem Bereich, in dem ich vorher noch keine
Erfahrungen gesammelt habe. Man
kann schon sagen, dass ich einen riesen Bammel davor hatte in etwas völlig
neues hineinzuspringen.
Doch, das weiß man ja, ins kalte Wasser zu springen geht immer noch am
besten mit „Augen zu und durch“, bzw. schmerzvoll.
So kam ich also nach Iowa zum Camp Courageous.

Ein Camp für Menschen mit Behinderung, oder wie es im Englischen so schön
heißt für „Individuals with special needs“.
Die ersten Wochen waren hart. Ohne Training, also ohne jegliche Einweisung
in meine Arbeit bin ich in die Gruppen von Campern gegangen um mit ihnen zu
arbeiten. Das Training für die anderen Mitarbeiter fand leider 2 Wochen vor
meiner Ankunft hier statt, was ich auch ein bisschen bemaenglie, aber manchmal
geht vieles unter mitten im Betrieb.
Der Arbeitsablauf ist also so:
7:30 Arbeitsbeginn. Die Camper fertig und startbereit fuer den aufregenden
Tag machen. Nach dem Fruehstueck gibt es Aktivitäten. Nach dem Mittagessen dann
eine Pause, außer, wenn man „Cabin Duty“ hat. Dann geht es weiter mit
Aktivitäten bis um 9. Vor dem Feierabend dann die Camper bettfertig machen.
Körperliche Pflege, von Inkontinenzmitteln bis zur jeglichen Eigenständigkeit
ist immer alles dabei.
Ich habe viel gelernt über den menschlichen Körper gelernt, in jeglichen
Bereichten. Zum Beispiel auch, was Anfälle, sei es Epilepsie oder anderes,
angeht und Medizin (die ich allerdings nur in Englisch jetzt kenne).
Es klingt nach einer sehr anstrengenden Arbeit. Körperpflege bei anderen
Menschen ist eine Herausforderung, dazu nur wenig Pausen und auch
Nachtschichten.
Doch was uns Counselors vor allem das ganze gar nicht so richtig bemerken
lässt ist das Aussergewoehnliche am Camp Courageous und das was das Projekt zum
dem perfekten für mich macht. Es ist eine Tatsache, dass fast alles was wir tun
Spaß macht. Nicht nur das Arbeiten mit den anderen Counselorn, sondern auch die
Zusammenarbeit mit dem Campern ist das entscheidende.
Denn wer kann schon von sich behaupten so viele wunderbare Menschen
kennenlernen zu dürfen und die Woche über reiten, schwimmen, wandern, Tiere
füttern, Rad fahren, Bogen schießen, Kanu fahren und vieles, vieles mehr zu
machen. Das alles während man Jogginghosen trägt und ständig die Zuneigung
gezeigt bekommt. Ab und zu das groesste Lächeln zu sehen bekommt, weil nicht
nur der Counselor stolz auf den Camper ist, sondern der Camper selbst.
Gerade deshalb arbeite ich so gerne hier mit meinen Campern mit all den
anderen Mitarbeitern und mit meinen Chefs, die auch mal mitkommen in eine Bar
um etwas zu feiern.


Aber auch weil es ein wunderbarer Ort ist. Mitten im Nirgendwo, wo der Mais
verschwindet und man sich dann noch einsamer fühlt...
Man braucht aber nichts drum herum. Die Camper lieben es. Für die meisten
ist diese eine Woche Camp das
einzig andere was sie das ganze Jahr über machen. Die eine Woche Ferien im
Jahr.
So ist es kein Wunder, dass man bei manchen Campern das Phänomen
betrachtet, dass in den Akten steht, dass sie große Verhaltensauffälligkeiten
haben, aber wir davon in der Woche nichts bemerken, weil es ihnen so sehr hier
gefällt. Hier werden die Camper ernst genommen und sollten immer an erster
Stelle stehen.
Es ist jede Woche anders und immer wieder aufregend. Nicht zuletzt, weil in
jeder Saison andere Alterstufen vertreten sind. Im Frühling, Winter und Herbst,
der jetzt zu Ende geht, sind es erwachsene Camper. Im Sommer dann Kinder und
das meist nur für höchstens drei Tage.
Um diesen kleinen ersten Bericht über meine Arbeit hier und mein Leben
vollständig zu machen, fehlt ein kleines Portrait/ Erzählung,/Wasauchimmer von
einer Person in meinem Projekt. Ich dachte mir, ich wähle dafür eine Person,
die schon lange dabei ist und einfach das Camp verkörpert.
Das einzige Problem ist, dass es nicht nur eine dieser Personen hier ist,
sondern nahezu alle. Jeder einzelne der hier arbeitet tut es die meiste Zeit
sehr gerne und mit Herzblut. Fast jeder sagt, er würde gerne wiederkommen.
Niemand möchte jetzt am Ende das Camp verlassen, na klar Ausnahmen gibt es
überall.
Was mich jedoch am meisten beeindruckt sind die Leute die schon ein halbes
Leben hier sind. Mehr als 5 Sommer, bzw. auch volle Jahre hat eine
Mitarbeiterin hier verbracht. Heather W. verlässt im Dezember entgueltig das
Camp, weil sie heiratet und langsam sich daran gewöhnen muss einen (wie wir
sagen) richtigen Job zu haben und in einer Wohnung mit ihrem Mann zu wohnen und
das nicht nur am Wochenende. Sie liebt einfach das Arbeiten mit den Campern,
dem Staff und allem was es hier gibt.
Camp war ihr zu Hause und wird es glaub ich auch für immer ein kleines
bisschen bleiben.
Dann sind da noch, die, die hier nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen.
Ihre Häuser stehen auf dem Camp Gelände. Die beiden Director Jeanne M. und
Stephen F., die beide hier mit ihren Ehepartnern leben.
Das Faszinierende ist, dass Jeanne hier schon seit über 20 Jahren arbeitet.
Angefangen, genauso wie Stephen,
als einfache Counselor wie ich.
Jeanne blieb dabei und wurde zum zweit höchsten Chef. Sie musste aber so
viel arbeiten und forderte, da Familie auch noch da war, einen ungefähr
gleichgestellten Mitarbeiter und mehrere Abteilungen.
Nach ein paar Jahren Pause für sie, weil ihre Forderungen nicht erfüllt
wurden wurde sie gebeten wieder zu kommen und sie beförderte Stephen und andere
in deren Jobs.
Wenn es Probleme gibt mit Campern, die wir alleine nicht lösen können, wird
einer von den Beiden gerufen. Dann ist es wundervoll zu sehen, wie ihre
Ausstrahlung wirkt. Schon die Anwesenheit von Jeanne wirkt beruhigend und
deeskalierend von Jeanne, ich durfte das auch schon miterleben.

Von vielen Menschen hier kann ich und auch jeder andere noch vieles lernen
über sich und den Umgang mit anderen Menschen, egal ob sie behindert sind, oder
nicht.
Christine Mues
Freiwillige im Camp Couragerous
of Iowa
2012/2013
Wie schon gesagt, es ist nur ein Auszug und Fragen beantworte ich gerne.
Am einfachsten zu stellen sind die immernoch ueber Skype und ich hab jetzt auch mehr Zeit.
(christinemues ist mein Skypename, bei Interesse)
Gruesse
- Christine <3